Stadtteile
Die Stadtviertel Lissabons bieten ihrem Besucher ein sehr unterschiedliches Flair. Sehenswert sind sicher alle.
Alfama
Die Altstadt ( Alfama ) mit ihrer grossen Anzahl ursprünglicher Bauten wurde vom Erdbeben nahezu verschont. Hier findet der Besucher bei einem Spaziergang durch die schmalen, steilen Gassen noch viele Hinweise auf die Mauren, die unter Anderem die Festung Castelo de Sao Jorge als Herrschaftssitz erbauten. An vielen Gebäuden sind noch originale „ Azulejos “ ( Kacheln ) mit wundervollen Mosaiken zu bewundern, die von den Mauren auf die iberische Insel gebracht wurden. Auch die älteste Kirche Lissabons findet sich hier. Die Catedral Se Patriarcal stammt aus dem 12. Jahrhundert. Der Schutzpatron der Stadt – Antonius von Lissabon – wurde dort getauft. Jedes Jahr im Juni findet ihm zu Ehren ein Fest statt. In Lissabon ist sehr viel Kopfsteinpflaster verlegt. Bei langen Besichtigungstouren werden unter Umständen nicht nur das „falsch“ gewählte Schuhwerk sondern auch die eigenen Beine strapaziert. Eine Fahrt mit der Strassenbahn 28 sollte man sich schon deshalb nicht entgehen lassen. Die alten Wagons führen Sie auf charmante Art durch die schönsten Strassen der Altstadt und vermitteln viel vom Flair vergangener Tage.
Bairro Alto
Das Bairro Alto ist tagsüber ein sehr ruhiges Viertel der Altstadt, da nur Anwohner und Lieferanten mit dem Auto fahren dürfen, ansonsten gilt allgemein Fahrverbot. Mit dem Elevador da Gloria, eine der noch bestehenden Standseilbahnen, überwindet man locker die 265 m zur Oberstadt oder den Weg zurück in die Stadt. Oben angekommen bietet der Aussichtsturm Sao Pedro de Alcantara einen wunderbaren Blick über Lissabon und den Tejo. Am späteren Nachmittag öffnen allerdings die hier angesiedelten Designerläden und Boutiquen und sorgen für ein unterhaltsames Angebot. Am Abend ist das Bairro Alto Treffpunkt für jeden, der in Feierlaune ist. Zahlreiche Restaurants in jeder Kategorie, Bars, Diskotheken und Fado-Lokale lassen die Nacht eigentlich zu kurz erscheinen. Bei schönem Wetter dringt die Musik bis tief in die Nacht durch die malerischen Gassen der Altstadt, denn Portugiesen lieben es durchaus ihr Gläschen Porto oder einen Cafe curto vor dem Lokal auf der Strasse einzunehmen.
Baixa
Das Stadtviertel Baixa wurde 1755 durch das Erdbeben stark getroffen. Markgraf von Pombal wurde vom König mit der Organisation des Wiederaufbaus beauftragt. Die Architekten Carlos Nardel, Manuel Da Maia und Eugenio Dos Santo übernahmen in seinem Auftrag die Planung der Stadtreparatur. Sie entwarfen ein Schachbrettmuster mit neun Längs-und neun Querstrassen , verzichteten auf den Wiederaufbau der zerstörten Stadtmauer und konnten so breitere Strassen und prächtig angelegte Plätze in ihre Planungen einbeziehen. Auf Grund der architektonischen Grosszügigkeit war der Ausbau dieses Stadtteils vorbildhaft für andere europäische Städte. Durch den imposanten Triumphbogen ( Arco Monumental oder Arco da Rua Augusta ) am Praca de Commercio betritt der Besucher dieses Stadtviertel. Eine der buntesten Einkaufsstrasse Lissabons – die Rua Augusta – mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Geschäften, Strassenhändlern und netten Cafes erwartet ihn. Ein besonders sehenswerter Ort ist der Rossio – einer der drei wichtigsten Plätze Lissabons. Dieser Treffpunkt für Besucher und Einheimische wurde im 19. Jahrhundert umbenannt in Praca de Dom Pedro IV. zu Ehren des späteren brasilianischen Kaiser Pedro I., seine Statue ziert die Mitte des prächtigen Platzes. Für die Lissaboner bleibt es jedoch der „Rossio“ mit den schönen französischen Springbrunnen und dem Bodenmosaik in Wellenform in Anlehnung an die Meereswellen. Jedes Jahr im Oktober werden die Erstsemester der Universitäten mit einem „Taufritual“ bei den Brunnen in das Studentenleben aufgenommen.
Belem
Im westlichen Teil der Altstadt – 7 km entfernt vom Zentrum Lissabons – liegt Belem mit dem ehemaligen Verteidigungsturm Torre de Belem. Der im manuelinischen Stil erbaute Turm bietet in 35 m Höhe eine Aussichtsplattform mit wunderbarem Blick über Lissabon. Im 19. Jahrhundert diente das Innere des Turms als Gefängnis und Waffenlager. Ursprünglich war der Turm als Leuchtturm auf einen Felsen am Mündungstrichter des Tejo erbaut, um ankommenden Schiffen den Weg zu weisen. Nach Aufschüttungen im 19. Jahrhundert ist der Torre nur noch wenige Meter vom Land entfernt und über einen kleinen Steg zu erreichen. Der Stadtteil Belem ist vom Erdbeben 1755 fast verschont geblieben und hat deshalb eine bemerkenswerte Anzahl an historischen Bauwerken. Der Torre de Belem als auch das Hieronymuskloster ( Mosteiro dos Jeronimos ) wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Das Kloster wurde im Auftrag König Manuels I. erbaut und war bis 1834 von Mönchen bewohnt. In den Kapellen des Klosters befinden sich Grabmale zahlreicher königlicher Nachkommen Manuels. Das Grabmal des berühmten portugiesischen Dichters Camoes ist auf der rechten Seite am Eingang der Kirche zu finden. Auf der linken Seite steht der Sarkophag des als Entdecker des Seeweges nach Indien bekannten Seefahrer Vasco da Gama. In einem dem Kloster zugehörigen Gebäude stellt das Museu de Marinha ( Marinemuseum ) nicht nur historische Schiffsmodelle aus, sondern verfügt auch über zahlreiche Navigationsinstrumente, die von portugiesischen Seefahrern in den Entdeckerzeiten verwendet wurden. Das Entdeckerdenkmal ( Padrao dos Descobrimentos ) – 1960 von dem Bildhauer Leopolo de Almeido entworfen – ist ein aus hellem Stein erbauter Karavellenbug ( portugiesisches Segelschiff ) am Ufer des Tejos. Nicht nur Heinrich, der Seefahrer wurde hier zu seinem 500.Todestag geehrt, sondern zahlreiche portugiesische Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen sind darauf abgebildet. Im Inneren des Gebäudes befindet sich ein Aufzug, der die Besucher an die Spitze des Seefahrerdenkmals bringt , das mit einer Höhe von über 50 m einen beeindruckenden Blick bietet. Vor dem Denkmal ist ein Bodenmosaik mit den Seewegen der auf dem Schiffsbug dargestellten Entdecker angelegt. Der eindrucksvolle Kompass war ein Geschenk der Republik Südafrikas anlässlich der 1960 stattfindenden Gedenkfeier.
Chiado
In diesem Stadtteil wird „Einkaufen„ gross geschrieben. Alle namhaften Modedesigner sind hier vertreten. Die Rua Garett gilt als eine der teuersten Einkaufsmeilen Portugals. Ehemals ein Treffpunkt für Künstler und gut situierte Lissabonner wurde 1989 durch ein Feuer ein beachtlicher Teil der Gebäude beschädigt. Der 1933 in Porto geborene Architekt Alvaro Joachim de Melo Siza Vieira wurde mit dem Wiederaufbau des Chiado beauftragt und erhielt für seine moderne Umsetzung der architektonischen Aufgaben den Pritzker – Preis. Dieser Preis wurde 1979 von dem Besitzer-Ehepaar der Hyatt Hotelkette ( Cindy und Jay A. Pritzker ) gestiftet und mit 100.000 Dollar dotiert. Vieira erhielt diesen ehrenvollen und international anerkannten Preis 1992.
Das Chiado hat durch den Erhalt der teilweise unbeschädigten Fassaden nach dem Feuer eine Modernisierung mit portugiesischem Charme erfahren. Immer noch treffen sich Kunstinteressierte in den Galerien, Buchläden oder zu einem Theaterbesuch. Das bekannte Cafe a Brasileira ist nicht nur ein beliebtes Ziel für Kunststudenten und Lissaboner, sondern auch Unmengen an Touristen entspannen sich in diesem sehenswerten Kaffeehaus, um hier ihre Bica und eine Pasteis de Nata ( portugiesische Blätterteig-Spezialität mit Cremefüllung ) zu geniessen. Dieses Cafe hat zwar reichlich Sitzplätze im Innenbereich, aber ohne Wartezeit ist kaum ein guter Platz zu ergattern. 1905 als Kaffeerösterei mit dem Namen „Casa Brasileira“ eröffnet, konnten die Kunden auch Mehl, Tee und Chilischoten erwerben. Um seine Kundschaft an den brasilianischen Kaffee zu gewöhnen lud der Besitzer des Cafes jeden, der ein Paket davon kaufte, zu einem Gratis-Espresso ein. 1908 wurde aus der „Casa Brasileira“ das Cafe a Brasileira, ein Treffpunkt für die damalige Künstlerszene. Auch der Schriftsteller Fernando Pessoas – seine Bronzestatue sitzt vor dem Cafe an einem Tisch – besuchte dieses moderne Cafe, das in der aufwendigen Gestaltung seines Interieurs an die grossen Kaffeehäuser in Wien erinnert. Für damalige Zeiten sicher ungewöhnlich waren die grossen Spiegelflächen und eleganten Möbel. Hier trafen die unterschiedlichsten Persönlichkeiten Lissabons bei einer Bica aufeinander. Noch heute ist das „Brasileira“ eine Institution in Lissabon und lädt jeden nach einer Shopping-Tour auf der Rua Garett oder Rua do Carmo zur Entspannung an einen Tisch auf seiner Terrasse ein.
Parque das Nacoes ( Expogelände )
Das ehemalige Expo – Gelände östlich von Lissabon ist nach seiner Modernisierung 1998 anlässlich der Weltausstellung zu einem eigenen Stadtviertel mit moderner Architektur geworden. Bezeichnend für die Bemühungen, die Stadt Lissabon zur Eröffnung der Weltausstellung auch international ins touristische Gespräch zu bringen ist die Konzeption des Bahnhof Oriente. Der bekannte spanische Architekt Santiago Calatrava entwarf diese besondere Stahlbetonkonstruktion unter Verwendung unzähliger Glaselemente, die beleuchtet wie ein riesiger Palmenwald wirken. Auch die Brücke Vasco da Gama wurde für das gesteigerte Verkehrsaufkommen zur Expo gebaut. Die Modernisierung wurde teilweise durch EU-Hilfen finanziert und schaffte neuen Lebensraum und Arbeitsplätze für mehr als 20000 Menschen in Lissabon. Das grösste Seewasseraquarium Europas – das Ozeanarium – beherbergt mehr als 25000 Meerestiere aus der ganzen Welt und ist ein ganz besonderer Anziehungspunkt in diesem Teil der Stadt. Der Pavilhao do Conhecimento ( Wissenschaftszentrum ) lädt zu interaktiven Experimenten für grosse und kleine Techniker ein. Einen wunderbaren Blick über das Tejodelta kann man entspannt bei einer Fahrt mit der Seilbahn Teleferico geniessen – vorausgesetzt man ist schwindelfrei. Bei einer Höhe von 20 m geht die Fahrt vom Ozeanarium bis zum Torre Vasco da Gama, einem 145 m hohem Aussichtsturm.