Wirtschaft
Die portugiesische Wirtschaftspolitik ist geprägt von Reformen. Portugal hat mit den Verfassungsänderungen seit 1982 den Weg für eine soziale Marktwirtschaft geebnet. Reformprogramme zur Steigerung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit zeigten ihre Wirkung und sorgten in den 90er Jahren für ansehnliches Wirtschaftswachstum. Die Konsolidierung der Staatsfinanzen, Änderungen im Bildungs – und Arbeitsrecht ( Renteneintrittsalter wird von 60 auf 65 Jahre angehoben ) als auch die Förderung von Forschung und Technologie waren dringend erforderlich. Die Finanzkrise 2008 sorgte auf Grund der stark gesunkenen Nachfrage nach portugiesischen Exportgütern für Stagnation des Wachstums. Die Arbeitslosenzahl stieg auf 9,1%, wobei die jüngeren Arbeitnehmer überproportional stark betroffen sind. Auch das staatlich finanzierte Gesundheitswesen leidet unter dem Einbruch der Wirtschaftskraft, so das eine Reduzierung der Sozialleistungen erforderlich war. Das Haushaltsdefizit des Bruttoinlandsprodukts ist im letzten Jahr von 2,6% auf 8% angestiegen und die Staatsverschuldung liegt bei 77%. Um ein weiteres Anwachsen des Defizits zu verhindern sind weitreichende Umstrukturierungen in der Verwaltung sowie die Schaffung von Investitionsanreizen für ausländische Firmen nötig.
Portugal exportiert rund 80% seiner Handelsgüter in die anderen EU-Staaten, der kleinere Anteil geht in portugiesisch sprachige Staaten, nach Russland, Malaysia, Singapur und Angola. Die Exporte in die USA sind rückläufig. Wesentliche Produktionsgüter Portugals sind z.B. die bekannten Weine wie Portwein oder Vinho Verde. In der Korkenproduktion ist Portugal mit über 50 % weltweit führend, aber auch Textilien, Schuhe und Zellstoff aus Eukalyptusanpflanzungen sind Teil der Exporte.
Das portugiesische Bruttoinlandsprodukt wird hauptsächlich durch Dienstleistungen erwirtschaftet, wobei der stetig steigende Tourismus 10% ausmacht. Das Lohnniveau in diesem Sektor ist verglichen mit anderen EU-Mitgliedsstaaten relativ niedrig. Die Produktion von Industriegütern hat mit 18% einen dreifach höheren Stellenwert als die Bauwirtschaft mit 6% . Die Landwirtschaft trägt mit ihren Erzeugnissen nur rund 3% bei, da viele landwirtschaftliche Betriebe zugunsten der Arbeitsangebote in Touristengegenden geschlossen wurden. Portugal importiert einen erheblichen Teil an Nahrungsmitteln für seine Bevölkerung.
Portugal – Kein Fall für den europäischen Rettungsschirm?
Das Jahr 2011 soll die wirtschaftliche Wende in Portugal bringen und durch ungewohnt strenge, staatlich verordnete Sparmassnahmen das Haushaltsdefizit von 9,4 % im Jahr 2009 auf ein EU-verträgliches Mass von 4,6 % reduzieren. Zu den verabschiedeten Kürzungen des neuen portugiesischen Haushaltsplans gehören unter anderem Senkungen der Löhne im öffentlichen Dienst, verringerte Sozialleistungen, keine Rentenanpassung für das kommende Jahr und eine Erhöhung des Mehrwertsteuersatzes von 21 auf 23 %. Wie bereits von Estland eindrucksvoll präsentiert, kann ein solcher Sparplan erheblich zur Verringerung der Staatsverschuldung beitragen und das Land vor weiteren wirtschaftlichen Schwierigkeiten bewahren, die eine Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU erforderlich machen könnten.